Nachfolgeregelungen bei KMU – so gelingt’s
Wie schaffen Sie es, für Ihr Unternehmen einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden? Die Vorbereitung ist entscheidend.
Im letzten Newsletter haben wir die Herausforderungen von KMU Nachfolgeregelungen im allgemeinen beleuchtet und deren wirtschaftliche Bedeutung in der Schweiz aufgezeigt. Nun zeigen wir die aus unserer Erfahrung wichtigsten Schritte auf, um eine Unternehmensnachfolge erfolgsversprechend vorzubereiten.
Eines vorweg, «das» Erfolgsrezept gibt es nicht. Wir konnten Unternehmensnachfolgen begleiten, wo dies beim Patron bis zum Alter von 68 noch kein Thema war und fünf Jahre später konnte er das Unternehmen erfolgreich an seine 40-jährigen Söhne übergeben. Im anderen Fall hat der Unternehmer mit 56 Jahren das Unternehmen auf eine Nachfolge vorbereitet und das vorgesehene Management ist kurz vor der Kaufabwicklung abgesprungen. Erst 10 Jahre später - im dritten Anlauf - konnte das Unternehmen an einen Mitbewerber verkauft werden. Das sind zwei Extrem-Beispiele und wir sind nach wie vor überzogen, dass eine Unternehmensnachfolge eher 10 Jahre Vorbereitung als nur 5 Jahre benötigt und die Chance des Erfolges damit steigen.
Welche Faktoren fördern eine erfolgreiche Firmenübergabe:
- Das Unternehmen sollte klar fokussiert sein, über eine stärkeorientierte Strategie verfügen und erfolgsorientiert geführt werden. Viele Grossunternehmen ködern Fachkräfte mit hohen Salären und weiteren Benefits. Der Kampf um unternehmerisch handelnde Fachkräfte ist gross. Ein Unternehmen mit moderner Infrastruktur, einer klaren Ausrichtung und einer guten Führungskultur hat bessere Chancen, solche Personen zu finden und zu behalten. Auch bei Nachfolgeregelungen geht es um den Kampf um Talente.
- Die Eigentümerin oder der Eigentümer muss sich mit ihrer bzw. seiner Nachfolge auseinandersetzen. Mit der Übergabe des Unternehmens verliert man Einfluss und Macht. Man ist weniger gefragt und geschäftliche Beziehungen gehen zum Teil verloren. Ist man dazu bereit? Kann man akzeptieren, wenn es die Nachfolge anders macht? «Werden noch alle Kunden so zufrieden sein wie heute? Welche Verpflichtungen bestehen gegenüber langjährigen Mitarbeitenden?» Das sind allenfalls die falschen Fragen. Man verliert sämtliche Einflussmöglichkeiten, um das noch länger zu bestimmen, und das ist auch gut so. Die Vorstellung, dass das Unternehmen gleich fortgeführt werden sollte, erschwert der Nachfolgeprozess wesentlich.
- Je nach Grösse des Unternehmens kann die Organisation so angepasst werden, dass man sich von der operativen Leitung zurückzieht und der Nachfolge die operative Verantwortung übergibt. Doch auch bei einer Management Buy-out empfehlen wir, dass der Tag X frühzeitig festgelegt wird, wann dann die Aktienmehrheit übergeben wird und diese Personen dann auch im Verwaltungsrat entscheiden können. Mit periodischen Gesprächen über das persönliche Befinden sollte periodisch abgecheckt werden, ob sich die Befindlichkeiten verändert haben.
- Sind die Kinder fähig, ist das vorgesehene Management fähig, die Gesellschaft zu übernehmen? Bei dieser Frage muss man ehrlich mit sich selbst sein. Weiterbildungen im Bereich Führung und Management können sehr hilfreich sein. Allenfalls ein Coaching oder ein Assessment. Können die Leute mit Druck umgehen? Testen Sie die Leute, indem Sie länger abwesend sind. Sprechen Sie die Vorbehalte an. Aber auch hier gilt. Erwarten Sie vom Nachfolger nicht, dass er alles gleich macht.
Neben diesen weichen Faktoren sind die finanziellen Fragen entscheidend. Wie viel Wert ist das Unternehmen. Wie viel will oder kann ein Käufer zahlen? Genügt es, um damit die Pensionierung zu finanzieren oder bin ich noch länger auf die Dividenden angewiesen? Wir empfehlen, früh im Prozess eine Unternehmensbewertung zu erstellen. Wir bewerten jeweils mit verschiedenen Methoden und versuchen einen plausiblen Unternehmenswert darzustellen und geben auch klare Aussagen zum erwarteten Kaufpreis. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Verkäufer in der Regel eher von einem zu hohen Verkaufspreis ausgeht.
Entscheidend für den Kaufpreis ist, an wen die Gesellschaft übergeben wird. Ein Verkauf an ein Kind oder langjährige Kaderperson erfolgt in der Regel zu einem günstigeren Preis als der Verkauf an den Mitbewerber.
Ist der Verkäufer bereit, ein Teil des Kaufpreises als Darlehen stehen zu lassen? Sind Earn-Out-Modelle (Verkaufspreis in Abhängigkeit von zukünftigem Erfolg) ein Thema?
Wenn weder die Kinder noch das langjährige Management als Nachfolger in Frage kommen, stellt sich die Frage, wie man den richtigen Käufer findet. In KMU ist es häufig der Fall, dass der verkaufswillige Aktionär die Branche, Mitbewerber und Fachpersonen besser kennt als jeder Berater. Es gibt auch Investoren oder allenfalls Interessenten aus dem Ausland, welche anzugehen sind. In der Regel wird eine Long- und eine Shortlist erstellt und diese dann abgearbeitet. Anfänglich wird das Verkaufsobjekt noch nicht Preis gegeben. Das Vorgehen ist gut vorzubereiten. Um einen ersten guten Eindruck zu hinterlassen, hat man nur eine Chance!
Die vorzulegenden Informationen müssen professionell aufbereitet sein. Planungsunterlagen für die Zukunft müssen realistisch und nachvollziehbar sein. Widersprüche können das Vertrauen schnell zerstören.
Die Käufersuche stellt oft ein langer, intensiver, emotional aufwendiger Prozess mit Auf und Abs dar. Unterzeichnung von Gemeinhaltungserklärung, von Absichtserklärungen, Exklusivitätsvereinbarung, Preisverhandlungen, Verhandlungen über Gewährleistungen, Due Diligence Kaufpreiszahlungsmodalitäten, vorgängige Dividendenentnahme usw. Dazu mehr im Herbst-Newsletter.
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